Wie schon im letzten Eintrag angekündigt, war ich in der vergangenen Woche im Nationalpark Santa Fe im Norden der Provinz Veraguas unterwegs. Anders als erst angenommen, fuhr ich jedoch erst am Mittwoch und nicht schon am Dienstag. Da kein Auto verfügbar war, hatte ich mir unnötig Stress mit dem Sachenpacken gemacht. So ist das hier in Panama: Wenn nicht heute, dann morgen vielleicht ;-)
Mittwoch morgens geht es dann endlich los. Zusammen mit dem Chef des Nationalparks und einigen Compañeros (Kollegen) machen wir uns in dem ziemlich neuen Pickup mit überdachter Ladefläche auf in Richtung Norden. Auf dem Weg aus der Stadt heraus lesen wir dann noch weitere Compañeros auf, sodass das Verhältnis der Mitfahrer<->Sitzplätze etwa 2,0 beträgt, wie nicht unüblich in Panama. Da die weiteren Passagiere jedoch auf der Ladefläche Platz nahmen, war das alles kein Problem.
Ort der anam-Station im erschlossenen Teil des Parkes |
Lediglich ein winzig kleiner Teil des Parkes im Südwesten ist durch eine relativ neue Straße überhaupt wegbar gemacht. Dort liegt auch Guabal, das einzige Dorf des Parkes. Der Rest ist nur sporadisch besiedelt und, außer mit dem Helikopter, eigentlich nur sehr schwer zu erreichen und weitgehend sich selbst überlassen.
Station der anam fúr den gesamten Park |
Nach dem der Proviant an der Station abgeladen ist, fahren wir weiter in den bereits erwähnten Ort "Guabal". In der Schule, die Vormittags Primaria (Grundschule, 6 Schuljahre) und Nachmittags Secundaria (weiterführende Schule, weitere 6 Schuljahre) ist, halten zwei Kollegen einen Vortrag über Umweltverschmutzung und seine Folgen. Die extrem schüchternen Schulkinder lassen sich nur schwer zum Mitmachen bewegen. Es scheint, als wüssten einige nicht einmal, dass ihr Ort selbst Teil eines Nationalparkes ist.
so ruhig ist es in deutschen Klassenzimmern selten |
Nach zweimaligem Vortrag sind wir fertig und begeben uns an den Kiosk, einem Treffpunkt des kleinen Ortes, um auf die Kollegen zu warten, die einen Ort weiter, in "Alto Ortiga" referierten. Da die Kollegen auf sich warten lassen, bleibt Zeit, sich den Ort ein wenig genauer anzusehen. Dabei fällt auf, dass die schöne neue Straße mitten im Ort einfach aufhört:
"Uhrmacher" von Andy Strauß, dessen Ende ich mir extra für Santa Fé aufgespart hatte. Komisches Buch, daher witzig. Nichts für Leute mit der Fähigkeit, sich Dinge sehr real vorzustellen und nicht mehr vergessen zu können.
7 Uhr - Die Sonne kommt hinter dem Berg hervor (HDR-Aufnahme) |
Am Donnerstag geht es früh los. Um 6 aufstehen, Duschen. Das beste Wasser der Region (letztendlich auch das Wasser in Santiago) kommt aus Santa Fé. Aus dem Gebirge hier fließen Flüsse, die nur etwa 200m voneinander entfernt entspringen, in Atlantik bzw. Pazifik. Das gute Wasser ist jedoch noch etwas kälter als das in Santiago. Es gibt Frühstück mit traditioneller Yuca (auch als Maniok bekannt), der Knolle einer südamerikanischen Pflanze, die gekocht verzehrt wird. Das in Panama sehr beliebte Nahrungsmittel wird nicht meine Leibspeise werden, da es, je nach Frische und Art der Zubereitung, doch recht mehlig schmecken kann. Yuca macht aber schnell satt und man kommt nicht wirklich drum herum.
Gegen 8 Uhr machen zwei Kollegen, eine Praktikantin und ich sich dann auf den Weg zu einem "Sondero", was "Pfad" bedeutet. Dieser Wanderweg für Park-Wächter und auch Abenteuer-Touristen liegt in der Nähe der Station und soll heute abgegangen werden, um ihn mit der Machete freizuschneiden und nach Veränderungen der Flora zu sehen. An einem kleinen, aber sehr schnell fließenden, Fluss betreten wir den Pfad, der schon bald im Flussbett endet. Danach geht es mehr oder weniger improvisiert voran. Mal rechts, mal links des Flusslaufes, wandern wir flussaufwärts einen kleinen Berg hinauf. Auf dem Weg begegnen wir unter anderem diesen seltenen Pflanzen:
Mata Cangrejo (Krebsstrauch) wird zu medizinischen Zwecken eingesetzt |
Sámia - eine Palmenart, die nur in Panama und einem weiteren Land der Welt vorkommt |
Fürs Wandern geboren: Hund Pinki |
Compañero Lindo und Ich vor einem Mini-Wasserfall |
ein noch nicht ganz ausgewachsener Guayacan |
Der dichte Bewuchs des Waldes wird nur durch einen kleinen Fluss unterbrochen |
Der Stamm des Guayakan |
Mich fasziniert die unglaubliche Vitalität, die der Wald sowohl hier, als auch im Süden der Provinz besitzt. Quasi bis in die Baumkrone strotzt alles nur so vor lauter grün. Die (zumindest in der Regenzeit) tägliche Bewässerung macht das möglich.
Am Nachmittag bin ich dann bin Jorge mit dem Quad in die "Stadt", also nach Santa Fé mitgefahren. Die Strecke dahin hat es echt in sich: Steigung bzw. Gefälle von sicherlich mehr als 25%, Haarnadelkurven wie auf einer Rennstrecke und den Gegebenheiten angepasste Streckenführung.
Es wird stellenweise besser in Schrittgeschwindigkeit gefahren: Die neue Straße des Parque Nacional Santa Fé (noch nicht bei GoogleMaps) |
Wir kaufen Kaffee, Zucker und Eis, denn einen Kühlschrank gibt es auf der Station nicht und das US-Bier (Miller LITE) schmeckt nur kalt (zumindest einigermaßen) und auch dem Fleisch tut eine Lagerung bei Zimmertemperatur nicht gut.
George und Arne (in umgekehrter Reihenfolge) |
Bergpanorama mit Quad |
Auf dem Rückweg versuche ich, das Bergpanorama einigermaßen einzufangen. Das beste Bild gelingt mir allerdings erst am Freitag. Es ist sehr schwer, die gebotenen Eindrücke in Bildern auszudrücken, da ich von einem Punkt aus immer nur einen bestimmten Ausblick einfangen kann und mein Gesamteindruck, den man sich beim Durchfahren des Gebietes automatisch verschafft, allein in meinem Kopf gespeichert bleiben wird.
Am Abend läuft ein typischer Western-Streifen von DVD. Am Ende des Film sind fast alle Haupcharaktere erschossen, was man von dem Genre aber auch erwartet :)
Wieder ist der Abend kurz, weil es auch am kommenden Freitag früh raus geht. Um 6 Uhr werde ich geweckt. Nach dem Frühstück erfahre ich die Mission des Tages: Es soll der Weg vom Ort Guabal nach Alto Ortiga, einem noch abgelegeneren Dorf abgegangen bzw. kontrolliert werden. Außerdem sollen GPS-Punkte des Pfades gespeichert werden.
Wir machten uns also zunächst mit dem Quad auf zum Ort Guabal. Neben Jorge war auch Lindo, der Stationsälteste mit von der Partie. Er zeigte mir auf dem Weg einen Findling am Wegesrand, der mit Aufschriften von Indios versehen war:
Die Inschriften weisen auf den nahen Verlauf einer Route hin |
Auf dem Weg bot sich, da wir zu dritt auf dem Quad natürlich noch vorsichtiger und langsamer unterwegs waren, endlich einmal die Möglichkeit, ordentliche Fotos der Berge zu machen.
In Guabal stellten wir dann das Quad ab und gingen zu Fuß weiter nach Alto Ortiga. Es gibt zwar eine mit dem Auto befahrbare asphaltfreie Route, wir wählten aber den 5km-Fußmarsch entlang des Río Calovebora. Der Weg führt uns vorbei an den Grundstücken vieler, die hier direkt am Fluss in bescheidenden Behausungen leben und Landwirtschaft in kleinem Umfang betreiben. Hier wachsen neben Kaffee auch zahlreiche traditionelle Bäume und Heilpflanzen. Mehreren wird eine aphrodisierende Wirkung sowie die Möglichkeit, Krebs zu heilen, zugesagt.
Lindo inspiziert die Kaffee-Ausbeute |
Eine berüchtigte Heilpflanze, deren Name ich mir bei bestem Willen nicht merken konnte |
Neben der Aufzeichnungen der GPS-Daten konnten wir auch eine Umweltsünde feststellen. Ungenehmigt wurde direkt am viel frequentierten Wanderpfad ein seltener Baum gefällt.
Bereits am morgen hatte ich die GPS-Aufzeichnung auf meinem Handy eingeschaltet. Die folgende Karte soll ein wenig Aufschluss über die Region geben:
Anam - Station bis Alta Ortiga auf einer größeren Karte anzeigen
Der südliche Punkt ist die anam-Station. Der blaue Punkt ist der Ort "Guabal". Ganz im Norden liegt "Alto Ortiga". Die blaue Verbindungslinie entspricht dem zurückgelegten Weg mit Quad (1.Abschnitt) bzw. zu Fuß (2.Abschnitt). Mit der Ansicht "Karte" ist auch ein Teil des Flusses zu sehen. Die neue Straße durch das Berg-Paradies fehlt allerdings nach wie vor. Vielleicht können meine GPS-Daten da ja helfen. Für die 5 km von Guabal nach Ortiga brauchten wir zu Fuß etwa 1:20 h. Dann war Alto Ortiga erreicht:
Ein Fußballplatz bildet das Dorf-Zentrum, an dessen Ende die Schule zu erkennen ist |
Proviant kann in Guabal beschafft werden, danach geht es mit dem Pferd weiter |
Eine Ngäbe auf einer Brücke über den Rio Calovebora |
Die Brücke auf dem Foto verbindet die beiden Provinzen Veraguas und Bocas del Toro miteinander. Ich konnte mir es natürlich nicht nehmen, für 2 Minuten einmal die Nachbarprovinz zu besuchen. Ich habe jetzt also schon den Boden von 5 von 10 Provinzen Panamas betreten :)
Am Abend wurde endlich das Bier, dass ich bereits am Mittwoch als Geschenk auf die Station mitbrachte, konsumiert. Aber wieder wurde der Abend nicht lang, da am Samstag der Festumzug im Ort Santa Fé stattfand und wir wieder - diesmal allerdings unnötig alle um 6 Uhr aufstanden. Da dieser Umzug wie alle anderen ablief, nicht mehr davon...will ja niemanden langweilen :)
Ausblick
Am Donnerstag werde ich wahrscheinlich noch einmal zum Playa Malena und in die angrenzende Region fahren. Das war der Ort, an dem Ich mit Schildkröten arbeitete (siehe hier).Unabhängig davon steht weiterhin der Plan, mit Quiquito, dem Neffen meines Gastvaters, nach Costa Rica zu fahren für 4-5 Tage. Das wird wohl gegen Anfang nächster Woche der Fall sein. Außerdem wurde ich noch von zwei Bekannten nach Chiriquí, dem Ort des größten Vulkans Panamas, eingeladen. In der Region gibt es eine deutsche Minderheit, weshalb Deutsche da gerne willkommen sind.
Es bleiben also genug Möglichkeiten, meine Zeit sinnvoll zu nutzen. Mehr zu den Plänen gibt es dann, wenn sie konkret werden :-) Bis dahin - Hasta Luego und Danke für das regelmäßige Lesen meines Blogs. Ich habe bis jetzt schon über 3000 Seitenaufrufe verzeichnen können, aber da geht noch was...
Arne
Super interessant und toll, dass du so diszipliniert deinen Blog pflegst. Ich lese alles mit großem Interesse. Pass auf dich auf.
AntwortenLöschenGruß, Dierk
Natürlich passe ich auf mich auf, Dierk ;-)
AntwortenLöschenLiebe Grüße ins kalte Deutschland :)