Der Tag begann relativ entspannt. Gegen 8:30 Uhr war ich im Büro der anam. Los ging es allerdings erst um 10 Uhr, jedoch noch nicht in den Süden, sondern in den Supermarkt, um Batterien für die Stirnlampen und anderen Bedarf für die Zeit in Cerro Hoya zu besorgen. Ich kaufte mir außerdem ein spanisch-sprachiges Buch einer kolumbianischen Autorin. Mal sehen, ob ich das verstehe. Nach dem Supermark-besuch ging es immernoch nicht los, sondern erst in einen weiteren Supermarkt. Wir schienen relativ früh dran zu sein, sodass sogar ich sogar noch Zeit hatte, mir für schlappe 13 Dollar neue Sportschuhe zu kaufen. Es gestaltet sich für Europäer hier recht schwierig, genügend große Schuhe zu finden. Nach dem Mittagessen in einer Kantine neben dem Supermarkt ging es dann endlich los in Richtung Cerro Hoya.
Der Weg zum Park führt über den Ort Mariato. Hier bin ich mittlerweile bestimmt schon sechs oder sieben mal gewesen, der Weg bis dahin war mir also relativ bekannt. Die Straße dorthin ist beizeiten schon recht steil, jedoch in akteptablem Zustand. Der Weg in den Süden hinter Mariato ist da schon abenteuerlicher. Immer wieder geht die asphaltierte Straße in Schotterwege mit riesigen Schlaglöchern über. Um diesen auszuweichen und mit einer einigermaßen ordentlichen Geschwindigkeit voran zu kommen, muss, muss man häufig auch in den Kurven die Gegenfahrbahn befahren. Da hier nur wenige Autos unterwegs sind, ist das meist relativ gefahrlos möglich. Unser Fahrer Julio, der im Nationalpark Cerro Hoya arbeitet, beherrscht dieses Manöver und bringt uns wohlbehalten zur anam-Station im Park in der Nähe der Orte Cacao und Flores, die bis morgen unsere Unterkunft sein wird.
Das von mehreren Bergen eingeschlossene Tal, in dem die Station liegt, bekommt noch mehr Regen ab als der Rest Veraguas. Dadurch eignet sich diese Region vor allem für den Reisanbau. Rechts und links der Straße sieht man daher riesige hellgrün schuimmernde Felder der Hauptbeilage in Panama. Was dem Deutschen seine Kartoffel, ist dem Panameño sein Reis.
Da unsere eigentliche Aktion erst in der Dämmerung beginnen kann, haben wir nun ersteinmal Freizeit. Wie vorher abgesprochen, versuche ich, meinen Gastvater zu erreichen, was jedoch misslingt, da mein Netz (MOVISTAR) hier keine Versorgung bietet. Ein Festnetz gibt es hier genauso wenig. Lediglich Strom, Wasser und ein Funkgerät. Als netten Zeitvertreib hatte ich zum Glück UNO-Karten mit, die mir meine Eltern noch kurz vor Abflug geschenkt hatten. Eine Kollegin kannte die Spielregeln bereits, sodass ich nicht alles erklären musste.
Dann kam dass, wofür diese Region, wie schon gesagt, bekannt ist: Regen, richtig viel davon.
Nun aber auf zum Strand, es ist schon nämlich schon dunkel:
Hinter dieser riesigen Pfütze beginnt der Strand |
Am Strand angekommen, besuchen wir zuerst den Schildkröten-Kindergarten, einen mannshohen Drahtkäfig, in dem Helfer die am Strand gefunden Eier abgelegt haben. Hier sind sie sicher vor tierischen Fressfeinden, wie Hunden, und relativ sicher vor menschlichem Zugriff.
eine Baby-Schildkröte und Ich |
ganz viele Baby-Schildkröten im "Nest" |
Es ging nun also darum, die frisch geschlüpften Totugitas (Schildkrötchen) aus dem Käfig zu befreien und auszuwildern. Das gestaltete sich allerdings etwas schwierig, da die Kleinen noch etwas Orientierungslos umherirrten, als wir die nahe am Wasser aussetzten.
nur unscharf zu erkennen: eine Schildkröte sucht das Meer |
Mit dem Licht der Taschenlampe, dem die Tortugitas wie Motten folgen, gelang es schließlich, auch noch die letzte Schildkröte zum Gang ins Wasser zu überreden.
Anschließend schritten wir noch den Strandabschnitt ab, um nach weiteren abgelegten Eiern zu suchen, wurden aber nicht fündig. Anscheinend ist die Saison der Eiablage schon wieder beendet oder wir hatten einfach kein Glück heute. Nun ja, immerhin haben wir ja einige Tiere auswildern dürfen.
Gegen 20:30 Uhr war die Aktion am Strand dann schon beendet. Wir kehrten zur Station zurück. Dort angekommen, bemerkten wir, dass der Strom ausgefallen war. Für diesen (anscheinend nicht seltenen) Fall waren wir aber gerüstet. Also mussten Kerzen und das Fernlicht des Autos das haus erleuchten. Als der Strom wieder da war, kochten Paola und Ich ein typisches Gericht mit gelbem Reis und in der Pfanne angebratenem Hühnchen. Lecker. Nicht viel später beendete ich dann (zumindest für mich) auch den Tag. Ich war einfach Müde und es gab ohnehin nur noch LITE-Bier.
Am darauffolgenden Tag konnte ich dann meinen Gastvater erreichen. Paola, die auch telefonieren musste, und ich fuhren dazu etwa 7km bis zum nächsten öffentlichen Telefon, dass die Verbindung dann, nach mehreren teils kostenpflichtigen Fehlversuchen zuließ.
Die zwei Tage im Park waren eine erfrischende Abwechslung zum "Alltag" in Santiago. Ich hoffe, es ergibt sich häufiger die Möglichkeit, an entfernten Orten länger als einen Tag zu verweilen.
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Heute (Freitag) läuft ganz Panamá in roten Fußballtrikots herum. Selbst die Nachrichtensprecherin im Fernsehen hat eines an, denn es ist heute Thema Nummer eins: Das WM-Qualifikationsspie "Panama - Mexico". Panamás Nationalteam war international bisher zwar noch nicht besonders erfolgreich. Hoffnung auf den Sieg haben die Panameños aber trotzdem. Ich schaue das Spiel heute Abend mit Freunden meines Gastvaters auf großer Leinwand in einem Lokal. Ich werde mir wohl noch ein rotes Shirt, oder ein nachgemachtes Trikot besorgen und natürlich Panamá anfeuern ;-)
Soweit erstmal von mir....wenn etwas spannendes passiert, gibt es hier wieder mehr Neuigkeiten.
Arne
spannender als das Stader Tageblatt an diesem (auch wir haben Regen)verregneten Samstagmorgen. Freut mich dass die UNO Karten zum Einsatz kamen :)
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